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Private
Altersvorsorge
Der Wind bläst härter in der
Bundesrepublik. Der Sozialstaat zieht den Bürgern das
weiche Kissen unter den Häuptern weg, weil es nicht mehr
das Geld hat, frische Daunen zu produzieren.
Dies geschieht völlig
zwangsläufig. Der Sozialstaat beruht auf dem Prinzip, die
sozialen Ausgaben aus den Steuereinnahmen zu finanzieren.
Um dies hinzubekommen, ist es natürlich wichtig, dass es
mehr Leute gibt, die Steuern zahlen als Empfänger von
staatlichen Leistungen. Und dieses Verhältnis kippt
dramatisch. Immer weniger Arbeitende müssen immer mehr
Arbeitslose finanzieren – immer mehr Rentner müssen von
immer weniger jungen Menschen finanziert werden - sprich:
Es ist nicht möglich.
Und nun geht es darum die
Geschichte gerecht zu reglementieren.
Die nahe liegende
Lösung ist natürlich, die Renten zu kürzen und den
Renteneintritt hinaus zu schieben. Obendrein gilt es,
darum zu werben, sich zusätzlich privat um eine
Altersvorsorge zu kümmern.
Bis hier hin war alles folgerichtig und einzusehen. Aber
in der Praxis gerät die Geschichte in eine Schieflage. 5,6
Millionen Bürger haben sich inzwischen um eine private
Altersversorgung wie die Riesterrente oder
Rürup Rente gekümmert - und zwar
die Bürger, die es sich leisten konnten. Am Besten leisten
kann sich die Riesterrente, wer Doppelverdiener ohne Kind
ist. Ehepaare ohne Kinder allerdings schmeißen naturgemäß
am allerwenigsten in den großen Pott, der alle ernähren
muss, selbst wenn sie etwas mehr Steuern zahlen müssen.
Sie haben sich aus einigen guten Gründen gegen Kinder
entschieden, einer der Hauptgründe bei den meisten war das
Bedenken der eigenen Karriere und somit der eigenen
finanziellen Situation. Ihre ganz persönliche Rechnung
ging auf – für die Gesellschaft nicht. Und für die Eltern,
die mit ihren Kindern den größten Beitrag für eine
funktionierende Gesellschaft leisten, auch nicht.
Eine funktionierende Familie zum
Beispiel wäre typisch, wenn der Mann Geld verdient und die
Mutter in den ersten Jahren die Verantwortung übernimmt,
die meiste Kraft und Zeit in die Erziehung ihrer Kinder zu
stecken. Die Gesellschaft wird es ihr danken. Wenn die
Kinder dann etwas größer sind, wird die Mutter nach einem
Halbtagsjob suchen, weil sie zusätzlich Geld verdienen
muss. Halbtags, weil sie trotzdem noch für ihre Kinder da
sein möchte und sollte - eigentlich das Leben einer
modernen Heldin führt und beides leistet - und nicht zu
vergessen: Für die Gesellschaft.
Aber was bleibt ihr übrig, sie
wird einen Job als geringfügig Beschäftigte ausüben müssen
– nicht sozialpflichtig, kein Rentenanspruch, kein
Krankenkassenbeitrag und somit der sofortige Lohnausfall
bei einer Krankheit und bei alledem gerade mal genug Geld,
um mit ihrer Familie zu überleben, wenn der Ehemann nicht
gerade Manager ist. Keine Riesterrente – wie auch, das
Geld, was schon jetzt zuwenig da ist, kann nicht genommen
werden, um eine private Rente zu bezahlen.
Dies ist das Schicksal
vieler aus der Mittelschicht, die die Hauptlast für ein
Gelingen des Sozialstaates auf ihren Schultern tragen.
Und wie geht es weiter? Die
Mittelschicht ist es, die die Wirtschaft durch ihren
Konsum stützt. Wird diese arm, wird auch irgendwann die
Firmen pleite sein, sie verkaufen ihre Produkte nicht
mehr. Jeder, der für die Gewinnmaximierung aus der Firma
entlassen wird, wird einer weniger sein, der die Produkte
der Firmen auch kauft. Wie schaffen es die
Firmenchefs nur, dies zu vergessen?
Und es werden in der Folge noch
weniger Kinder geboren, das System wankt weiter. Die Rente
muss noch mehr gekürzt werden, das Renteneintrittsalter
noch weiter erhöht … .
Und alles weil das Problem nicht
bei den Wurzeln gepackt wird - aber das kann nur in
Übereinstimmung mit der Wirtschaft geschehen, die sich aus
ihrer Verantwortung stiehlt und den Blick nur auf den
kurzfristigen Gewinn richtet. Die Politik lässt sie walten
- zu groß ist ihre Abhängigkeit.
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