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Das Porträt
Gedanken über das Porträtmalen am
Beispiel von Leonardos Mona Lisa
Ein Porträt zu malen
wird hinlänglich als die Kunst gedeutet, ein möglichst
genaues Abbild des Gesichtes des Porträtierten zu schaffen -
aber kann dies überhaupt möglich sein? Kann es eine Wahrheit
von dem geben, was ein Betrachter wahrnimmt? Sieht nicht
jeder ein anderes Bild von einem Menschen, eine Facette des
Dahinter, die dem einen verborgen bleiben mag, dafür aber
von einem anderen Porträtmaler umso klarer gesehen wird. Was
also ist dann die Wahrheit in einem Porträt?
Ein Beispiel mag die
berühmte Mona Lisa sein. Es ist ihr Lächeln, welches den
Betrachter bewegt, dieses Lächeln in dem Porträt, diesen
Ausdruck im Gesicht machte Leonardo da Vinci zu etwas ganz
Besonderem - aber was genau ist es, was uns bei diesem
Bildnis berührt? Es ist das Geheimnisvolle in ihrem
Ausdruck, das Lächeln, das tiefgründig und auch lieblich
ist, das „Dahinter“ des Bildes - dies macht den großen Reiz
des Porträts aus, und es ist für jeden anders erfahrbar.
Während die einen in ihrem Lächeln eine Hinterlist zu
erkennen glauben, empfinden es die anderen eher als gehemmt
und voller Zurückhaltung. Wieder andere sehen in dem Gesicht
der Mona Lisa Spott und meinen durch das Porträt fast
zynisch belächelt zu werden. Aber egal, wie der Ausdruck der
Mona Lisa gedeutet wird - und ein und derselbe Betrachter
wird das Porträt sogar in verschiedenen Stimmung
unterschiedlich auffassen – unabhängig von den verschiedenen
Deutungen löst ihr Lächeln eine Faszination aus, welche so
oder so als wunderschön empfunden wird.
Leonardo Da Vinci
beherrschte die große Kunst, verschiedene Ausdrücke eines
Ichs in ein Porträt zu bringen, in dem man verschiedene
Facetten einer Persönlichkeit entdecken kann.
Ein guter
Porträtmaler also schafft es, eine Neugier darauf zu
erwecken, was hinter dem Leben des Porträtierten für ein
Geheimnis schlummern könnte.
zum Porträt
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